Wappen Gau-Algesheim

In Rot zwei übereinander stehende silberne, sechsspeichige Räder verbunden durch eine silberne Doppelaxt.

Die Stadt Gau-Algesheim darf seit 12. Mai 1853 ein Wappen führen.

Zu sehen ist das Wappen der Stadt Gau-AlgesheimErläuterung zum Wappen aus der Heimatbeilage der Verbandsgemeinde Gau-Algesheim Nr. 5 vom November 1991

Nach Brilmayer zeigte das älteste Wappen von Gau-Algesheim im durch einen Balken geteilten Schild oben drei und unten zwei Kugeln. Über die Farbgestaltung ist keine Aussage gemacht.

Eine Urkunde aus dem Jahre 1451 trug ein rundes Siegel mit diesem Wappen und der Umschrift

S COMMUNITATIS VON ALGENSHEIM

Am Rathaus der Stadt befindet sich ein Wappenstein mit einem Wappen mit angedeuteter Tartsche (Schild mit Einwölbung zum Einlegen der Lanze) mit dem Doppelrad aus dem Jahre 1480. Das Wappensymbol war also relativ früh in Gebrauch.
Ab dem 16. Jahrhundert trug das Gau-Algesheimer Gerichtssiegel immer zwei übereinander stehende sechsspeichige silberne Räder auf rotem Grund, verbunden mit einer Doppelaxt. Hin und wieder werden die Ruder auch achtspeichig dargestellt. Ab 1760 setzten sich die sechsspeichigen Räder immer mehr durch. Ein erhaltenes Gerichtssiegel aus dem Jahre 1515 mit diesem Wappenbild hatte die Umschrift

S. DESS GERICHTS IN ALGESSHEIM

Seit dieser Zeit führt die Stadt stets mit kleinen Abwandlungen dieses Wappen. Neben der unterschiedlichen Speichenzahl sind die Räder mal mit einer Doppelaxt mal mit einem Kreuz mal mit drei Kreuzen verbunden. Auch die vielen erhaltenen Grenzsteine aus der 2. Hälfte des 1. Jahrhunderts tragen auf der Gau-Algesheimer Seite das besagte Doppelrad.

Eine Hausmarke aus dem Jahre 1529 am Anwesen Neugasse 11 in Gau-Algesheim trug ebenfalls ein Doppelrad, allerdings mit fünf Speichen. Die nebeneinander stehenden Räder sind mit einem Kreuz verbunden.

Während der französischen Zeit 1798 - 1814, trug das Ortssiegel zunächst eine allegorische Figur der Republik mit Lanze und Jakobinermütze und die Revolutionsparolen

FREIHEIT – GLEICHHEIT – BRÜDERLICHKEIT

und die Umschrift

MAIRIE DE ALGESHEIM

(Bürgermeisterei von Algesheim) und ab 1802 den napoleonischen Adler mit gleicher Umschrift.

Nach der Übernahme unseres Gebietes im Jahre 1816 durch das Großherzogtum Hessen und bei Rhein trug das Siegel zunächst keine Wappenfigur, sondern nur die Bezeichnung

GEMEINDE GAU-ALGESHEIM

Die Umschrift lautete

G. H. BÜRGERMEISTEREI

G. und H. war die Abkürzung für Groß-Herzogliche.
Ab 1821 trug das Siegelrund einen gekrönten Schild mit dem hessischen Löwen und die Umschrift:

+ G. H. BÜRGERMEISTEREI GAU-ALGESHEIM +

Am 12. Mai 1853 bestätigte Großherzog Ludwig II. von Hessen und bei Rhein das Gau-Algesheimer Stadtwappen. Seit dieser Zeit führt die Stadt dieses genehmigte Wappen. Professor Leitermann beschreibt das Stadtwappen so:
Gau-Algesheim besitzt ein Ortswappen, das unter den vielfachen Ortswappen, die das sogenannte „Mainzer Rad“ abwandeln, eines der schönsten in seiner Einfachheit und Klarheit ist. Das Wappen erinnert, historisch belegt durch die alten Gerichtssiegel, die vom frühen Mittelalter bis in die napoleonische Zeit unveränderte Zugehörigkeit von Gau-Algesheim zu Kur-Mainz. Die Wappenbeschreibung lautet:
„In Rot zwei übereinander stehende silberne, sechsspeichige Räder verbunden durch eine silberne Doppelaxt“


Nun führt die Stadt ein ovales Siegel mit dem Stadtwappen und der Umschrift:

STADT GAUALGESHEIM

Während alle anderen rheinhessischen Städte den Hinweis

GROßHERZOGTUM HESSEN

bzw.

GR. HESS. BÜRGERMEISTEREI

in der Umschrift ihres Siegels trugen, fehlte dies im Gau-Algesheimer Siegel. Das Standesamtssiegel zeigte jedoch das Hoheitszeichen des Großherzogtums.

Obwohl die Stadt schon seit 1851 ein eigenes Wappen führte musste sie von 1934 bis 1937 das in Hessen allgemein übliche Siegel führen. Es zeigte im gekrönten Wappenschild den hessischen Löwen und die Umschrift:

VOLKSSTAAT HESSEN * BÜRGERMEISTEREI GAU-ALGESHEIM *

Durch Gesetz zum Neuaufbau des Reiches vom 30. Januar 1934 wurden die Hoheitsrechte der Länder auf das Reich übertragen. Damit waren die Länder ihres Staatscharakters beraubt. Aber erst 1936/37 wurden die Siegel mit dem Hinweis auf den Volksstaat Hessen abgeschafft. Allerdings konnten die Gemeinden, die genehmigte Wappen hatten, dies waren in erster Linie die Städte, ihre Wappen in den Siegeln weiterführen. Dieser Tatsache ist es zu verdanken, dass Gau-Algesheim nicht den Adler mit dem Hakenkreuz im Siegel führte. Lediglich das Standesamtssiegel trug ab 1936 diese Symbole.

Nach dem Einmarsch der Franzosen im Jahre 1945 verboten diese alle Nazi-Symbol. Daraufhin schnitt der Standesbeamte zunächst den Adler mit dem Hakenkreuz aus dem Siegelrund. In einigen Nachbargemeinden entfernte man nur das Hakenkreuz.
Doch im August 1945 legte er sich ein Dienstsiegel ohne Hoheitszeichen zu.

Ende 1946 bekam das Standesamt ein neues Siegel mit dem Stadtwappen. Seit 1951 zeigt das Standesamtsiegel das Landeswappen von Rheinland-Pfalz.

Interessant ist, dass die heute teilweise dem Stadtwappen aufgesetzte Mauerkrone als städtisches Symbol ursprünglich nicht geführt wurde. Die ersten Mauerkronen erscheinen um die Jahrhundertwende. Eine Genehmigung hierfür wurde nie erteilt.